FC Stäfa 1895

1895 – 1920

Die Gründungszeit Wie es im Jahre 1895 begann, ist von einem Gründer und dem ältesten Ehrenmitglied, Herr Ferdinand Kägi sel. überliefert:

Ferdinand Kägi wuchs in Oetikon-Stäfa auf, wo sein Vater das Restaurant Schützenhaus beim Dampfschiffsteg besass. Im Jahre 1895 gründete er, zusammen mit seinem Bruder Walter und dem nachmaligen Geometer Walter Schärer den Fussballclub Stäfa. Damit ist der FC Stäfa einer der ältesten Fussballvereine in der Schweiz. Der Verein bestand damals vorwiegend aus 14 bis 16jährigen Burschen, die gerade erst der Schulbank entronnen waren. Als Spielfeld diente das an der Seestrasse gelegene „Eisfeld“ zwischen der Lanzeln und dem Elektrizitätswerk. In dieser Zeit bestand aber bereits ein anderer Club in der Gemeinde, und zwar derjenige des in ganz Europa bekannten Ryffel’schen Instituts, wie man die Lehranstalt in der Lanzeln/Zehntentrotte nannte. Hier studierten Burschen aus Frankreich, Italien, Belgien, England, Russland und sogar aus überseeischen Ländern wie Brasilien und Argentinien. In der Blütezeit waren bis zu 70 Studierende im Stäfner Institut anwesend. 

Gelegentlich half man sich gegenseitig mit Spielern aus, sah aber bald ein, dass für einen gemeinsamen Verein die Möglichkeiten besser waren. So entstand eine recht internationale Mannschaft aus Stäfnern und Institütlern, die auf die Jugend der Gemeinde eine grosse Anziehungskraft ausübte. Im Jahre 1909 erfolgte die Aufnahme in die Schweizerische Fussball-Association, deren Bestand damals etwa 20‘000 Spieler betrug.

 

Fussballturnier auf der Hochwacht am Pfannenstiel In diese Zeit – Juli 1909 – fällt auch das grosse Fussball-Turnier auf dem Pfannenstiel, das vom FC Stäfa und dem „sportslustigen Wirt auf Hochwacht, Herr Ribary“, organisiert wurde. Es nahmen daran etwa 60 (!) Mannschaften aus den Kantonen Luzern, Aargau, Basel, Schaffhausen, Thurgau, Appenzell, St. Gallen und Zürich teil. Wenn man die Zahl der bestehenden Clubs berücksichtigt, ein ungeheurer Erfolg! Damals gab es neben silbernen Bechern, Diplomen mit Medaillen, auch noch Kränze (Chronik vom Zürichsee).

Spieler von links nach rects: Karl Klaus, Karl Ryffel, Robert Klaus, Fritz Baumann, Walter Baumann, Dionys Helbling, Albert Rothmund

Schwieriger Spielbetrieb Bedingt durch das jugendliche Alter der Spieler, gab es in der Stäfner Mannschaft recht viele Wechsel, weil die Burschen zur beruflichen Weiterbildung oder zum Studium ins Welschland oder in Universitätsstädte des In- und Auslandes zogen. Wie auch in anderen Fussballclubs der Schweiz ging es in den ersten 20 Jahren vor allem ums Überleben, weil nach der Jahrhundertwende die Zahl der britischen Studenten in der Schweiz kleiner wurde. Zwischen 1903 und 1905 lief in Stäfa der Spielbetrieb nur noch reduziert, und in den Jahren 1912 bis 1915 musste der Meisterschaftsbetrieb gar eingestellt werden. 1913 trat der FC Stäfa sogar aus dem Zürcher Fussballverband aus, der wenige Jahre zuvor auf Initiative des Vereinsmitgliedes Robert Klaus gegründet worden war. Unter dem Namen „White Star“ beteiligten sich die verbliebenen Spieler an 6er-Turnieren, übrigens sehr erfolgreich. So ist noch ein Diplom erhalten vom Turnier 1912 in Brugg (3. Preis), das die Stäfner mit den Spielern Huber, Maurer, Ryffel, Bachmann, Heller und Hugentobler bestritten. Auch am Turnier 1915 in Uster erreichte Stäfa von 27 Clubs den 4. Rang mit Alder, Heller, Wolf, Huber, Ryffel und Kaufmann.

Tenue: weisses Hemd, vorhandene Hose. Spieler von links nach rechts: Begleiter, Pache, Fr. Krebs, K. Ernst, Bachmann, Maag, A. Venzi, A. Heusser, K. Ryffel, D. Helbling, K. Klaus, vorn: Huber

Fussball im 1. Weltkrieg

In der Zwischenzeit war der Erste Weltkrieg ausgebrochen. Die meisten Auslandschweizer kehrten in die Heimat zurück (oder mussten), wurden aber sofort zum Militärdienst eingezogen. Stäfa hatte vorher schon seinen Sportplatz „Hüttenacker“ aufgeben müssen. Ein Sportplatz um den andern wurde von der Anbauschlacht konfisziert und umgepflügt. Ein harter Schlag für die Fussballer, aber die Massnahme musste im Interesse der Allgemeinheit geschluckt werden.

Die Fusion mit dem FC Männedorf1914 wurde in der Nachbargemeinde Männedorf ein Fussballclub gegründet. Unter der strammen Leitung von Substitut Jules Bindschedler entwickelte sich der Verein sehr rasch, zumal er bald ein geeignetes Spielfeld auf dem Widenbad, unterhalb dem Stäfner-Türli, vom Wirt des Restaurants Widenbad pachten konnte. Leider war aber dieser Platz mit einer schweren Hypothek belastet, indem die Schusslinie des benachbarten Schiessplatzes ungefähr einen Drittel des Spielfeldes überschnitt. Diese Situation führte hin und wieder zu unliebsamen Komplikationen, dann nämlich, wenn keiner der beteiligten Vereine auf den andern Rücksicht nahm oder die Schützen einfach den Wettspielkalender der Fussballer ignorierten. 

Dennoch – der Spielbetrieb des FC Stäfa ist nie ganz zum Erliegen gekommen. Die noch vorhandenen Turnierdiplome beweisen dies einwandfrei. 

Im Herbst 1915 kamen dann Gespräche in Gang, die eine Fusion der beiden Vereine anstrebten, dies umso mehr, als Männedorf die Erweiterung seiner Mitgliederbestände dringend gebrauchen konnten und Stäfa endlich wieder auf einem nahen Platze spielen konnte. Im Frühjahr 1916 war es soweit. Nun musste noch ein geeigneter Name für das neue Kind gefunden werden. Auf Antrag von Carl Ryffel und dem allgemeinen Trend folgend, die Clubnamen dem Englischen zu entlehnen, einigte man sich an der Fusionsversammlung auf den offiziellen Namen FC Sea-Boys, Vereinigte FC Männedorf und Stäfa. Obwohl die Bezeichnung Sea-Boys für unsere Verhältnisse nicht hieb- und stichfest war, entschuldigte man sich mit der Ausrede, dass die richtigere Bezeichnung Lac Boys eher zu unerwünschten, zynischen Bemerkungen Anlass geben könnte. 

Nun war also die Fusion vollzogen, der Bestand an Aktiven bedeutend erweitert und die finanzielle Grundlage des Vereins soweit gehoben worden, dass nicht an jeder Monatsversammlung noch zusätzlich freiwillige Beiträge gefordert werden mussten. Die Freude dauerte aber nur kurze Zeit. 

Die Lebensmittelknappheit in den Kriegsjahren 1917/18 stieg immer weiter an Jedes nicht voll genützte Stück Land wurde kurzerhand konfisziert, umgepflügt und der Anbauschlacht zugeführt. Ob der Ertrag allerdings die Mühen des Anbaues bezahlt gemacht hat, ist eine andere Frage. Im Jahre 1920 stand dann der Platz wieder zur Verfügung. Es konnte nochmals ein dreijähriger Vertrag mit Herrn Herzig abgeschlossen werden. Leider blieben aber die Bemühungen der Schützenkreise (die nebenbei bemerkt die bessern Kunden im Restaurant Widenbad waren) nicht ohne Folgen, da der Landinhaber den Pachtzins derart erhöhte, dass eine Akzeptierung der Forderung durch den Fussballclub ganz einfach ausgeschlossen war (von Fr. 350.-- auf Fr. 1‘000.--)

Übrigens - der Vereinsname FC Sea-Boys konnte sich bis ins Jahr 1941 behaupten; er wurde dann aber an der Generalversammlung vom 5. Juli 1941 wieder in FC Stäfa abgeändert. 

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